Interview mit Marco Cantu
02.04.2002
Wer ist Marco Cantu ?
Marco Cantu ist ein international bekannter Delphi Expert und Gewinner vom
Spirit of Delphi Award 1999. Er lebt in Italien. Autor von 6 Editionen der Bestseller
Bücherreihe Mastering Delphi. Er unterrichtet an fortgeschrittenen Delphi
Klassen, spricht an Konferenzen weltweit und schreibt über die Delphi Programmierung
in Online- und gedruckten Magazinen.
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Name: Marco Cantu
Alter: 36
Zivilstand: Verheiratet, eine Tochter
Wohnort: Piacenza, Italien
Programmier Erfahrung: C++, Java, Object Pascal, JavaScript, BASIC,
Eiffel (Prolog und LISP)
Hobbies: Radfahren und Gebirgswandern, teilnehmen an Communities
Kontakt: Newsgroups unter http://www.marcocantu.com |
SwissDelphiCenter: Wie kamen Sie zum programmieren (später Delphi).
Haben Sie es selbst gelernt?
Marco Cantu: Ich startete programmieren mit BASIC und Assembler auf einer
Z80 Maschine, der Vorfahr des PC. Es bereitete mir sehr viel freude und ich
war ein Teenager mit viel Freizeit...so erlernte ich das grundlegende des Programmierens.
Später machte ich an der Universität den Abschluss in Computerwissenschaft.
In dieser Zeit arbeitete ich mit C++ und den verschiedenen Bibliotheken (OWL,
MFC, ...) aber die Schönheit der VCL (und der Sprache Object Pascal) beeindruckte
mich sehr, als ich das erste mal Gelegenheit hatte Sie zu studieren - das war
noch bevor das Produkt ausgeliefert wurde.
SDC: Welche Musik hören Sie wenn Sie am programmieren sind?
Cantu: Meistens höre ich Radio, also ein bisschen von allem. Ich
höre gerne Sting und U2, aber auch Jazz Musik und ein paar italienische
Bands.
SDC: Schreiben Sie eine neue Ausgabe von Ihrem Buch "Delphi Developers
handbook"?
Cantu: Das ist schwer zu sagen, da ich immer noch eine geeignete Verkaufsstrategie
für diese Bücher suche, die eher für Profis geschrieben sind.
Ich erforsche auch das Thema e-books mit Online-Anmeldung - bin aber noch nicht
fündig geworden.
SDC: Wie wichtig ist Pascal Erfahrung bevor man Delphi lernt?
Cantu: Für eine fleissige Person dürfte das Umsteigen auf
Pascal nicht sehr lange dauern. Mehr Probleme gibt es bei Personen, welche noch
nie eine Variable deklariert haben bevor Sie die Variable verwendet haben -
diese Personen brauchen mehr Zeit bis Sie verstehen um was es geht. Das richtige
Verstehen der OOP Seite von Delphi ist schwieriger und sehr wichtig um die ganze
Power von Delphi zu nutzen.
SDC: Denken Sie, dass Delphi so bekannt wird wie Java, C++ oder Basic es
heute sind?
Cantu: Delphi ist nicht so bekannt wie die Programmier Sprachen welche in Computer Magazinen sind.
Viel professionelle Anwendungen, Shareware Programme und Webseiten sind in Delphi
geschrieben. Es gibt kein Ansporn es zu pushen, deshalb nutzen viele Firmen
Delphi und erzählen es nicht. Delphi findet auch weniger Anklang weil nicht
eine grosse Firma dahinter ist - etwas das nicht standard ist. Aber es hat eine
grosse Programmierer Community. Was denkt Borland zu Delphi? Die glauben an
Java mehr als alles andere und haben das Projekt Kylix schlecht vermarktet -
aber wenn nur einige der Linux (open source) Community zum visuellen Entwickeln
wechselt, kann auch Delphi viel davon profitieren. Die Anwort ist also "Nein,
aber wen störts?"
SDC: Was erwarten Sie von Delphi .NET welches am 15.02.02 angekündigt
wurde? Kann Delphi in der .NET Welt überleben?
Cantu: Wenn Borland eine bessere OOP Bibliothek für .NET zur Verfügung
stellt als Sie das für die Windows API taten, sehe ich gute Chancen für
Delphi .NET. Wenn Programmierer und Softwarehäuser die Möglichkeit
haben, das selbe Programm für verschiedene Plattformen wie Win32(welches
nicht über Nacht verschwindet), Linux und .NET zu compilieren ist das ein
Plus. Auch wenn der Code nicht 100 Prozent portierbar ist. Zu beachten ist auch
das C# und VB.NET Programmierer nicht in der Lage sein werden Programme für
ältere Windows Versionen zu schreiben - welche nicht auf .NET lauffähig
sind.
SDC: Welches sind für Sie die Vorteile von Delphi gegenüber anderen
Programmiersprachen?
Cantu: Als Delphi startete hatte es definitiv Vorteile wie eine mächtige
RTTI, Dualsystem Komponenten/Klassen und mehr. Heutzutage wenn wir Java oder
C# betrachten, sind die Unterschiede klein. Immernoch mag ich die erweiterten
OOP Features mit der low-level Kontrolle (Wie freigeben von Speicher wenn ich
es wünsche). Viele der heutigen Sprachen mischen diese high- und low-level
Möglichkeiten. Aber nocheinmal, die Unterschiede zwischen diesen Sprachen
sind heutzutage klein und wenig relevante Unterschiede.
Welches Feature mag ich am Besten? Interfaces.
SDC: Was sagen Sie zu Personen welche sagen "Was ist Delphi? Kann nicht
besser sein als C++"?
Cantu: "Komm und schau". Es ist besser als C++. Und C++ Bibliotheken
haben nichts annähenderes wie die VCL. Und C++ Bibliotheken für Windows,
auch wenn Sie noch so gut sind, haben nicht die Einfachheit und Power von CLX.
I nutze C++ nicht, in nun 7 Jahren, und fand bislang auch kein Projekt wo es
besser sein sollte als Delphi.
SDC: Wenn man die IT-Jobs im Web ansieht, sieht man dass Delphi Angebote
relativ selten sind - fast so selten wie Interbase Jobs. Können Sie erklären
wieso der Markt sich nicht mehr um diese Borland Produkte kümmert?
Cantu: In Italien erhalte ich mehr Anfragen von Delphi Programmierern
als ich Jobs für diese finden kann. Ich weiss dass es in anderen europäischen
Ländern gleich ist. Deshalb glaube ich nicht an einen Mangel an Delphi
Jobs. Es gibt viele Firmen, die sich auf die Markt Leader konzentrieren (anstatt
Technology Leader!). Zurück zur Frage. Ich sehe es nicht, dass sich die
Situation für Delphi entwickeln wird - aber auch nicht für Java und
.NET. Delphi hat eine zu grosse Nische (Sind eine Million Entwickler eine Nische?)
und ich denke es wird sich noch erweitern. Ich denke dass sich der Delphi Markt
noch mehr entwickelt und nicht zurück geht - aber wahrscheinlich auch nicht
sehr stark wächst.
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